Monatsarchiv für April 2005

Erfundener Konferenzbeitrag führt zu Einladung auf kybernetischen Fachkongress

Samstag, den 30. April 2005

Telepolis berichtet über das Husarenstück zweier Stundenten, die ein Computerprogramm entwickelt haben, um wissenschaftliche Beiträge zu erfinden. Einen mittels des Programms generierten Text mit dem Titel “Rooter: A Methodology for the Typical Unification of Access Points and Redundancy” reichten Sie bei den Organisatoren des Fachkongresses “World Multi-Conference on Systemics, Cybernetics and Informatics” ein. Dieser wurde dort begutachtet und die Autoren erhielten kurzerhand eine Einladung als Redner auf dem Kongress, um ihre Thesen vorzustellen.

Inzwischen wurde der Fake publik und die Studenten von der Rednerliste wieder gestrichen. Es bleibt eine gewisse Schadenfreude auf Seiten der Autoren und das Eingeständnis auf der Website der Kongress-Veranstalter, dass Sie einem Schwindel aufgesessen sind.

Parallelen zu einem anderen speaktakulären Fall, in denen ein Autor mit einem erfundenen Beitrag die wissenschaftliche Fachwelt hinters Licht führte sind ebenfalls im Artikel benannt:

Vollständiger Artikel auf telepolis.de: “Rooter”, Sokal und die fabelhafte Welt der Kybernetik

Website der World Multi-Conference on Systemics, Cybernetics and Informatics: http://www.iiisci.org/sci2005/website/default.asp
Homepage der beiden Studenten mit der Software zum generieren erfundener Fachbeiträge: SCIgen – An Automatic CS Paper Generator

Gefährlicher Grippevirus wurde an 5.000 Labors verschickt

Donnerstag, den 14. April 2005

GrippevirusÜber einen Fall von potentiell tödlicher Behälter-Verwechslung wird derzeit in den Medien berichtet:

Gestern gab die WHO bekannt, dass im Auftrag vom College of American Pathologists (CAP) Proben des Grippevirus A/H2N2 an über 5.000 Labors vor allem in den USA, aber auch an 61 Labors in 18 weiteren Ländern (darunter Deutschland) und 14 in Kanada, zum Testen für eine Routine-Überprüfung der Lizenz verschickt wurden. Erst am 26 März ist die WHO von der kanadischen Gesundheitsbehörde PHAC darauf aufmerksam gemacht worden, dass solche Proben verschickt wurden. Es handelt sich um den Virus, der 1957 zu Beginn der Asiatischen Pandemie bei Menschen festgestellt wurde und zwischen einer und vier Millionen Menschen tötete. Bis 1968 löste er jährlich Epidemien aus. Die WHO warnt vor einer möglichen Epidemie und dringt darauf, dass alle Proben umgehend vernichtet werden.

[...]

Nach Angaben des CAP war die Firma Meridian Bioscience, Ohio, beauftragt worden, die Proben zu versenden. Sie sollte eine Influenza-A-Probe nehmen und jemand hat aus dem Lager den tödlichen H2N2-Stamm von 1957 ausgewählt, der aber als harmlos bezeichnet worden war. Nun wird die Verantwortung für die Schlamperei oder für die gezielt begangene Tat zwischen CAP und Meridian hin und her geschoben. Bei den CDC will man nun die Maßnahme einführen, dass eine Benachrichtigung beim Verschicken von Pathogenen eingereicht werden muss. Falls diese aber wieder falsch ausgezeichnet würden, wie im jetzigen Fall, würde es wohl auch dann nicht weiter auffallen, wenn gefährliche Krankheitserreger verschickt werden.

[...]

Falsche Uhrzeit liefert falsche Tatverdächtige

Samstag, den 9. April 2005

Weil die Uhrzeiten eines Geldautomaten und einer Überwachungskamera in der Bankfiliale von einander abwichen geriet eine unschuldige Bürgerin in Braunschweig in die laufende Fahndung der Polizei.

Die Braunschweiger Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 8. April über folgenden Fall:

Im Zusammenhang mit dem Diebstahl einer Kredit-Karte ermittelten Polizeibeamte in der Filiale einer braunschweiger Bank. Dort sollen Täter versucht haben, mit einer gestohlenen Visa-Karte Geld abzuheben. Die Visa-Zentrale übermittelte aus Ihren Logfiles auf Anfrage den vermeintlichen Tatzeitpunkt an die Polizei. Die Beamten forderten nun für den genannten Zeitpunkt die Bilder der Überwachungskamera von der betroffenen Bankfiliale an. Anschließend wurden Bilder in der lokalen Tagespresse als Fahndungsfotos veröffentlicht.

Was keiner der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt beachtet hatte: Die Zeiten aus dem Logfile der Visa-Zentrale und der Überwachungskamera in der Bankfiliale waren nicht miteinander abgeglichen. Eine oder sogar beide Uhren gingen falsch.

So kam es, dass eine unschuldige Bürgerin in die Mühlen der Strafverfolgung geriet. Nicht nur, dass ihr Foto mit der Tatbeschreibung in der Zeitung erschien und sie von Ihrem Arbeitgeber und zahlreichen Bekannten daraufhin angesprochen wurde. Am Tag nach Ihrer freiwilligen Meldung bei der Polizei wurde sie zu Hause im Beisein Ihrer Angehörigen von der Polizei verhaftet. Für die Betroffene ein schwerer Schock!

Auch nachdem der Irrtum aufgeklärt und die wirklichen Täter inzwischen gefasst wurden, bleibt für das falsche Opfer ein bitterer Nachgeschmack. Was mögen Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen nun von ihr denken, der Ruf ist nachhaltig beschädigt.

Für die Ursache der Verwechslung fühle sich hingegen bislang niemand verantwortlich. Zwar habe sich die ermittelnde Polizeidienststelle bei der Betroffenen entschuldigt, jedoch wiesen sowohl Bank, Visa-Geschäftsstelle als auch die Ermittlungsbehörden jede Schuld von sich. Eine simple Informationspanne?
Mit solchen Geschehnissen wird man in Zukunft sicher öfter rechnen müssen, je mehr das Alltagsleben durch Überwachungsmaßnahmen im Zusammenhang mit automatischen Informationsverarbeitungsprozessen durchsetzt wird…

Falsche Flugbuchungssites phishen nach Kreditkartennummern

Freitag, den 8. April 2005

KreditkarteDer Antivirensoftware-Hersteller Panda Software warnt vor einer neuen Phishing-Masche, die darauf abzielt, Web-Surfern Kreditkartendaten zu entlocken. Dabei setzen die Angreifer Websites auf, die echten Online-Diensten ähneln, und machen diese über Suchmaschinen publik. Perfide an der neuen Masche ist, dass nicht der Phisher aktiv, zum Beispiel per E-Mail, auf die Opfer zugeht, sondern anders herum das Opfer von sich aus die Phishing-Site sucht. Da die Phishing-Sites per Suchmaschine auffindbar sind, könnten die Opfer die Transaktionen unbedarfter durchführen.

In einem bereits im März bekannt gewordenen Fall, auf den die US-Behörde Overseas Security Advisory Council hinweis, waren mehrere Pseudo-Flugbuchungssites aufgetaucht, im Einzelnen www.BusySky.net, www.CheapClouds.com, www.CrazyTickets.net und www.SubmitPrice.net. Alle Sites lockten mit Dumping-Preisen für Flüge, die die Angebote anderer Anbieter deutlich unterboten, und sammelten Kreditkarteninformationen der Buchungswilligen ein. Mittlerweile sind die Sites vom Netz. Da die Masche jederzeit auch für andere Produkte wiederholt werden kann, empfiehlt Panda Software, möglichst nur bei bekannten Web-Diensten einzukaufen, die vertrauenswürdig sind.
(jo/c’t)

Erfundener Trend regt die Phantasie an

Donnerstag, den 7. April 2005

ToothingSex-Themen eignen sich immer gut für die Quote! Manchmal wird halt auch ein wenig nachgeholfen, um die Reize des Themas in Szene zu setzen. Wenn sich das ganze dann noch mit aktuellen Trends rund um das Thema Mobilfunk und Bluetooth-Hijacking paaren lässt, geht mit einigen Zeitgenossen schonmal die Phantasie durch.

Was die Engländer alles so mit Ihrem Handy treiben, wenn sie gelangweilt in einem Vorort-Zug auf dem Weg zur Arbeit sind, regte viele Medien zu einer Meldung an. Unter dem Stichwort “Toothing” (von der Handy-Netzwerktechnik “Bluetooth” abgeleitet) vermuteten eifrige Trendsucher das nächste große Ding! Von der schnellen Nummer übers Handy bis zum heißen Sex auf der Bahnhofstoilette überschlugen sich die Berichte und zahlreiche Glücksritter machten sich auf in die virtuellen Foren, um sich weitere Anregungen zu holen.

Im nachhinein entpuppt sich das heiße Thema jedoch als viel heiße Luft – eine virale PR-Kampagne, wie sie wohl nur im Internet so schnell an Verbreitung gewinnen kann.

Immerhin ein Lehrstück in Sachen “Behälterfälschung”. Einige an sich bekannte Tatsachen in einen neuen Zusammenhang gerückt, mit ein paar phantasieanregenden Zutaten gespickt und fertig ist der nächste Hoax!

Durchsichtige Computerbildschirme

Montag, den 4. April 2005

Transparenter DesktopMit einer geschickten optischen Täuschung lassen findige Computerbenutzer Ihre Bildschirme durchsichtig erscheinen.

Per Digitalkamera wird zunächst der Hintergrund (ohne Bildschirm) aufgenommen. Anschließend wird das Bild als Hintergrundbild auf den Computerdesktop geladen und der Ausschnitt so gewählt, dass die Illusion eines durchsichtigen Bildschirms entsteht.

Eine ganze Galerie von Beispielen ist auf Flickr zu sehen unter http://www.flickr.com/photos/w00kie/sets/180637/

Aprilscherze fluten das Web mit kuriosen Meldungen

Sonntag, den 3. April 2005

iCopulateDer 1. April ging wieder einmal nicht spurlos an den publizierenden Medien vorüber.

In zahlreichen “seriösen” Zeitschriften und Newsfeeds sowie auch in den Blogs und Foren geisterten diverse als News-Meldung getarnte Aprilscherze durch das Netz.

Eine kleine Kostprobe liefert Golem.de: Von kopulierenden iPods und intelligenten Flaschen

Gefälschte Exponate statt gefälschter Originale

Sonntag, den 3. April 2005

Anti-Climb PaintIn Galerien und Museen achten die Aufseher sehr darauf, dass niemand ein Bild abhängt und hinausträgt. Mit dem genauen Gegenteil rechnet dagegen niemand.

Der in Bristol aufgewachsene Künstler Banksy (Robert Banks) ist es dabei seit Jahrzehnten gewohnt, seinen Mitmenschen Kunstwerke unterzujubeln, die sie nicht bestellt haben: Er macht nämlich vorzugsweise Graffitti, auch mit Schablonen.

Dabei hinterlässt er nicht nur Ratten und aufwendigere Zeichnungen auf Hauswänden oder verschandelt zuvor auf Flohmärkten gekaufte Ölgemälde – es geht ihm auch um die subversive Aktion selbst. Und so hängt er schon einmal eine Vitrine mit einer toten Ratte mit Sonnenbrille, Rucksack, Mikrofon und Spraydose ins Naturkundemuseum, was erst nach mehreren Stunden auffiel, oder er hängt ein eigenes Bild im Londoner Tate-Museum auf – was nur auffiel, weil der Klebstoff nicht hielt und das Bild mit Getöse zu Boden ging.

Dass er die Königin als Schimpansen darstellte, stieß bei ihr jedoch nicht wirklich auf Begeisterung und mit (ungiftigen) Graffittis verzierte Kühe und Schweine waren darüber angeblich nicht sehr glücklich – auf jeden Fall waren aber die Tierschützer sauer.

[...]

Vollständiger Artikel auf telepolis.de unter Die ungewollte Bilderspende
Artikel bei Wooster Collective mit vielen Bildbeispielen: A Celebration of Street Art
Homepage des Künstlers: Bansky